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Was war zuerst da: die Henne oder das Ei?

Für Markus Dengler ist die Antwort eindeutig:
„Das Ei – schließlich gab’s das schon bei den Dinosauriern.“

Für Kindergartenkinder sind solche evolutionstechnischen Fragen wahrscheinlich noch uninteressant. Aufregender hingegen finden sie die kleinen Küken, die aus den Hühnereiern schlüpfen. Auf die Idee, Kindergärten mit einem Brutapparat zu besuchen, brachte ihn seine Tochter. Die hätte nämlich schon als Vierjährige ihre ersten Hühner gehabt. Dafür sei sie in der Schule gerne mal belächelt worden. Und so kommt es, dass der Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Niederwinkling und Umgebung seit über 25 Jahren das Projekt umsetzt. Früher musste er noch selbst auf die Kindergärten zugehen, mittlerweile wird er von den Leiterinnen angefragt. Teilweise bis zu fünf Kindergärten in einem Jahr sind es. Die Kinder können durch den Brutkasten das Schlüpfen der Küken beobachten, gleichzeitig klärt er sie über die Tiere und die Umgangsweise mit ihnen auf. Bevor Dengler den Brutapparat zu den Kindern bringt, werden die Eier rund zwei Wochen lang vorgebrütet. Da könne es schon mal vorkommen, dass eine Glucke 30 bis 40 Eier betreut, anstelle der normalen Anzahl von fünf bis sechs. Rund 45 Minuten erklärt Dengler den Kindern den Weg vom Ei bis zum Huhn bei seinem Besuch. Teilweise sechs Gruppen pro Kindergarten. Mit dabei hat er dafür unter anderem Eier aus Holz, kleine Wachteleier und auch Straußeneier. Damit die Tiere schlüpfen können, brauchen sie einen „Dosenöffner“, so erklärt er es den Kindern. Das sei der Eizahn, den diese als Hornfortsatz am Schnabel haben, um die Schale zu durchbrechen. Vom Kindergarten bis zum Seniorenheim Besonders neugierig sind die Kinder auf die Kiste mit den Küken. Die dürfen dann auch gestreichelt und gehalten werden. Aber auch mit „erwachsenen“ Hühnern kommen die Kinder in Berührung. Dafür eignet sich zum Beispiel die Hühnerrasse „Moderner Englischer Zwergkämpfer“. Entgegen ihrem Namen sind diese Vögel eher ruhig. Bei den größeren Hühnern bekommen die Kindergartenkinder schnell mal große Augen, erzählt Dengler. Er erkläre dann, dass die Füße der Hühner aussehen wie beim
Dinosaurier Velociraptor. Damit werde das Eis schnell gebrochen. Wie viel die Kinder zum Thema schon wissen, ist unterschiedlich. Das komme immer auf die Vorbereitung der Betreuer an. Gleich ist aber immer die Freude und die Neugier von ihnen. Und auch die Erwachsenen verfolgen gespannt, wie die Küken schlüpfen. Seine Tochter kam aufgrund seiner Schwiegermutter auch auf die Idee, Projekte mit Hühnern in Seniorenheimen durchzuführen. Das sei ein totaler Kontrast, mache aber genauso viel Spaß. Die Bewohner freuen sich, die Tiere noch mal zu sehen und zu streicheln. „Es erinnert sie an früher“, sagt er. Menschen mit Sehbeeinträchtigungen fänden es schön, die Federn der Tiere zu spüren. Die Küken können Mut schenken Auf viele Menschen haben die Hühner eine beruhigende Wirkung. So ist sich Dengler sicher, dass es in der Zukunft auch mal Therapiehühner geben wird. Mit seiner Aktion berührt er aber schon heute Kinder positiv. So gelang es ihm, mit viel Einfühlungsvermögen ein eher in sich gekehrtes Kindergartenkind zum Lachen zu bringen. Durch die Möglichkeit, die Küken zu streicheln, wurde der Junge Stück für Stück mutiger. Irgendwann traute er sich, das Tier selbst in der Hand zu halten. Da war die Freude groß, erzählt Dengler. Manche Kinder haben weniger Berührungsängste mit den Tieren. Da seien die Hühner schon mal schnell „gefangen“ worden. Wiederum andere sind mit dem Kreislauf des Lebens schon gut vertraut. So fragte ihn ein Kind, wie alt sein ältestes Huhn sei. „Das ist unterschiedlich. Aber eins ist schon 15 Jahre alt“, antwortete er. Da rief ein
anderes Kind dazwischen: „Aber nur, wenn es der Marder nicht frisst.“ Zwerg-Paduaner sind ein optischer Hingucker. Sie haben eine Haube aus Federn. Die Andalusien-Hühner sind sehr flink und agil unterwegs. Ursprünglich kam diese Rasse aus Spanien. Heute wohnen welche bei Markus Dengler in Niederwinkling.